Wie Ihr sicher bei Instagram schon gesehen habt, waren wir letzten Monat auf kulinarischer Erkundungstour in Prag. Und es war ein echtes Geschmacksfest! Bei unseren Vorbereitungen auf den Trip ist mir aufgefallen, dass die meisten Prag wirklich nur als Wochenendausflugsziel sehen – zum Feiern, für Jungesellenabschiede oder einfach als Kurztrip. Doch die Stadt an der Moldau hat so viel mehr zu bieten als nur Feiermeilen und günstige Shoppinggelegenheiten. Jenseits der Touristenpfade kann man wahre lukullische Schätze entdecken und einfach die Seele im Grünen baumeln lassen.
Unser Hotel haben wir sehr zentral im Herzen vom Stadtteil Florenc ausgewählt – von dort aus kann man wirklich alles bequem zu Fuß erreichen und verpasst dadurch auch keine wertvollen Eindrücke, im Vergleich zu einem Tripp mit der U-Bahn. Im Notfall fahren aber auch im Minutentakt nostalgisch anmutende Straßenbahnen. Die ganze Stadt ist sehr fußgängerfreundlich, mit all ihren Zebrastreifen und unzähligen Ampeln.
Keine 300 Meter vom Hotel entfernt haben wir ganz außerplanmäßig den trendigen Streetfoodmarkt Manifesto aufgespürt und sofort alle Pläne für den ersten Abend über den Haufen geworfen. Die Atmosphäre ist einfach magnetisch und man kann gar nicht daran vorbei gehen, ohne einen Blick in die kleinen Garküchen zu werfen. Neben klassischen Foodtrends wie gerolltem Eis und Poke Bowls, kommen auch Freunde der italienischen und lateinamerikanischen Küche auf Ihre Kosten. Bei den zauberhaften Mädels von Faency Fries gibt es frisch vor Eurer Nase geschnitzt und frittierte Pommes mit sündhaft leckeren Saucen! Passend dazu bekommt Ihr direkt nebenan frisch gezapftes Bier aus der kleinen Brauerei von Vinohradský pivovar. Aber auch für Seafoodfans ist gesorgt, ebenso wie für den klassischen Burger, der natürlich auf keinem Foodmarket fehlen darf. Wohin das Auge reicht eine Leckerei nach der anderen. Eine weitere Besonderheit sind die Zahlungsmöglichkeiten – der gesamte Markt funktioniert bargeldlos. Ihr könnt also an jedem Stand bequem mit Karte zahlen und Euch so viel schneller wieder auf die Köstlichkeiten vor Eurer Nase konzentrieren.
Den ersten Morgen in Prag wollten wir mit einem echten Geheimtipp beginnen – kein klassisches Frühstück, sondern eher die wohl himmlischste Kalorienbombe, die Ihr Euch nur erträumen könnt. Wovon ich bloß spreche? Dem bereits in New York gehypten und ihrem Ruf alle Ehre machenden Cronuts! Die hübschen kleinen als Süßigkeit getarnten Donuts bekommt Ihr in einer der Oh Deer Bakery Filialen. Zart buttriger Blätterteig in Form eines Kringels und gefüllt, sowie glasiert mit den grandiosesten Naschereien. Und gleichzeitig unsere Wegzehrung für den Aufstieg zum Letenske Park mit dem berühmten Metronom. Von dort aus hat man einen nahezu touristenfreien und ungestörten Blick über die ganze Stadt. Neben einem kleinen Café, findet sich dort auch ein Biergarten und ringsherum riesige Grünflächen, kleine Gärten und der perfekte Kontrast zur überfüllten Innenstadt.
Nachdem wir fast den kompletten Tag im Park verbummelt hatten – es war einfach zu schön um weiter zu ziehen, wollten wir noch die typische Landesküche erkunden. Dafür mussten wir nicht lange suchen, denn gleich im Nachbarviertel Karlin gibt es eine der beliebten Lokál Braustuben mit traditionell böhmischen Gerichten. Denn was wäre eine Pragreise ohne böhmische Knödel oder Gulasch mit einem guten Pils?
Neuer Tag neue Foodlocation – das nächste leckere Frühstück gab´s gleich um die Ecke in der wunderschönen La Bottega Linka. Wenn Ihr in Prag unterwegs seid und ein üppiges mediterranes Frühstück mit gutem Käse, Salsicca und Prosciutto vertragen könnt, seid Ihr in der Bottega genau richtig – insgesamt gibt es sie an 3 verschiedenen zentralen Standorten. Im Laufe des Tages wechselt die Karte dann zu Mittagsgerichten und Abendessen, ganz im südländischen Stil und natürlich mit einer tollen Weinauswahl.
Doch Prag hat natürlich noch wesentlich mehr als nur das Stadtzentrum zu bieten – ein wunderschöner Rückzugsort, an den sich wirklich kaum Touristen verlaufen, ist das VNITROBLOCK – eine tolle Eventlocation die kleine Boutiquen, Café, Kino und Kunst vereint. Der Sinn dahinter, ist die Nutzung in Vergessenheit geratener alter Industriegebäude, um ihnen neues Leben einzuhauchen. Genau das richtige um sich aus dem Trubel der Stadt auszuklinken und sich inspirieren zu lassen. Würde ich in Prag leben, würde ich mein kleines Homeoffice sofort dort hin verlegen – kann man sich in einen Ort spontan schockverlieben? Wenn ja, dann definitiv in dieses von kreativen Köpfen geschaffene Fleckchen.
Zurück nach Karlín ging es dann ganz gemütlich mit einer kleinen Fähre über die Moldau – eine Art kleines Wassertaxi, dass mit zum öffentlichen Verkehrsverband gehört. Das bunte Viertel abseits der Touristenmassen, gehört schon jetzt zu meinen Highlights – mit all seinen kleinen Boutiquen und Concept Stores gibt es neben der übertrieben guten Restaurantszene jede Menge zu entdecken.
Zum Tagesabschluss beendeten wir unseren Streifzug durch das Szeneviertel mit dem sternewürdigen Essen im Eska – ein modernes Konzept mit traditionellem Handwerk unter einem Dach. Neben der kleinen Bäckerei gleich links im Eingangsbereich des Hauses und dem dazugehörigen Deli, mit einem tollen Angebot an frischen Lebensmitteln aus der Region, sowie hausgemachten Konserven, bietet das Lokal die volle Bandbreite. Egal ob Ihr zum Brunch, Mittagsessen oder Abends vorbei kommt – Euch erwartet immer eine kreative Küche aus Zutaten, die den direkten Bezug zum Umland haben. Die offene Küche bietet tolle Einblicke in die Abläufe des Teams und die Prozesse bei der Herstellung verschiedener Speisen. Ein Traum für jeden eingefleischten Foodie. Mein Tipp – lasst Euch nicht vom gehobenen Level der Küche und dem modernen industriellen Design abschrecken, denn für ein so schickes Restaurant, kann man hier unverschämt günstig und extrem entspannt speisen.
186 00 Prague 8 – Karlín
Eine Pragtour ohne Kunst ist möglich, aber wirklich sinnlos, denn selbst absolute Kunstmuffel werden hier vom inspirierenden Geist der Stadt angesteckt. Darum sollte man sich egal, wie lang man vor hat zu bleiben, die Zeit nehmen um den Spuren vom Künstler David Cérny zu folgen. Er hat überall in Prag seine ganz eigenen Spuren hinterlassen und wenn man erst einmal mit der Schnitzeljagd beginnt, ist man nicht mehr aufzuhalten. Wir haben den Anfang mit den berühmten Kampa Inseln gemacht – aber zuvor musste noch ein anständiges Frühstück auf den Tisch.
Direkt am Flussufer liegen verschiedene kleine Cafés und Restaurants Tür an Tür – der perfekte Platz um gemütlich zu frühstücken, während die Boote vorbeiziehen und anschließend noch ein bisschen Faul im Liegestuhl zu lümmeln. Nach dem Frühstück ist es nur ein Katzensprung rüber ans andere Flussufer zur kleinen grünen Stadtinsel Kampa – hier finden sich neben dem berühmten Museum Kampa auch einige Cérny Stauen, ein lauschiges kleines Wirtshaus und gleich um die Ecke das Kafka Museum.
Nur wenige Minuten entfernt wartet gleich in der Nähe der völlig überfüllten Karlsbrücke ein kleines kulinarisches Highlight für Zwischendurch, denn bei Angelato könnt Ihr Euch eine Gönnung für Süßschnäbel abholen – cremigstes italienisches Eis, auch in der ein oder anderen spezielleren Geschmacksrichtung: wie zum Beispiel Olive oder Feige.
Nur ein paar Schritte entfernt wartet dann auch schon die John Lennon Mauer – am besten sucht man sie schon früh am Morgen auf, denn im Laufe des Tages drängen sich die Menschenmassen vom Zentrum aus zu ihr und es wird schwierig noch ein freies Stück für Fotos zu erwischen. Sie ist nur leicht versteckt direkt gegenüber vom französischen Konsulat und mit ihren farbenfrohen Graffiti nicht zu übersehen. Während sich außen vor der Mauer alle dicht für ein Foto drängen, nehmen die wenigsten den schönen Garten dahinter war, wer einen Schritt durch das kleine Tor am Rande wagt, wird mit einer echten Idylle belohnt und kann sogar noch einen Blick den Design Store Artiséme werfen, um sich das ein oder andere Andenken mitzunehmen.
Den Rückweg ins Zentrum wählten wir über den großen Marktplatz in der Altstadt – hier finden sich Wochentags bezaubernde kleine Marktstände mit Holzschnitzereien, Nüssen, eine Schmuckschmiede, frischem Honigmet und Töpferware. Einfach alles was das Herz begehrt!
Nachdem wir noch schnell unsere Einkäufe im Hotel verstauen wollten, entdeckten wir nicht weit vom Marktplatz per Zufall eine grandiose Foodlocation, die uns mit frischen Pekingenten im Eingangsbereich lockte. Obwohl das Restaurant gut besucht war, bekamen wir nach kurzer Onlinereservierung direkt einen Platz. Das Konzept war sowohl stylish, als auch gut durchdacht – man konnte auf insgesamt 3 Etagen – mit den dazugehörigen offenen Küchen, von der jede ihr eigenes Spezialgebiet hat, sitzen und einmal quer durch die Karte bestellen. Im Untergeschoss gab es frisch gedämpfte asiatische Dumplings, das Erdgeschoss bereitet die Pekingenten zu und im ersten Stock kann man vom Platz aus zusehen, wie die hausgemachten Ramen produziert werden.
110 00 Prag 1
Auch am letzten Tag zog es uns nochmal in Richtung Karlín und sogar noch etwas weiter, denn zum Frühstück wagten wir den Aufstieg in den Stadtteil Zizkov ins Café FIN direkt gegenüber der Kirche des heiligsten Herzens. Hier bekommt Ihr in gemütlich hipper Wohnzimmeratmosphäre healthy Breakfast, frische Summerrolls und vietnamesische Banh Mi – dazu leckere Milchschaumkreationen und hausgemachte Limonaden. Die Portionen sind riesig, knackig frisch und sündhaft günstig im Vergleich zu anderen europäischen Städten. Ein ganz persönliches Pluspunkt – das gesamte Café achtet zu 100% auf Nachhaltigkeit – Plastikstrohhalme, Papierhandtücher und einzeln verpackte Zuckerportionen sucht Ihr hier vergeblich.
Und weil man mich selbst nach einem königlichen Frühstück immer noch mit frischen Lebensmitteln ködern kann, ging es danach gleich weiter auf die andere Straßenseite zum nächsten Farmesmarket. Die kleinen Ableger des Bauernmarktes finden sich überall in der Stadt verteilt und werden hauptsächlich von Einheimischen genutzt und besucht – darum meine absolute Empfehlung an Euch, besonders wenn Ihr eine kleine Ferienwohnung mit Küche habt.
Wenn Ihr schon in Zizkov unterwegs seid, vergesst nicht beim Fernsehturm und auf dem neuen jüdischen Friedhof [hier findet sich unter anderem das Grab von Franz Kafka] vorbei zu sehen. Den besten Ausblick über das Viertel und auf den ebenfalls von Cérny aufgehübschten Funkturm habt Ihr vom Nationaldenkmal am Veitsberg aus. Hierfür heißt es noch einmal ein wenig bergauf durch wunderschöne Parkanlagen wandern, um dann einfach den Ausblick genießen.
Wenn man es einmal mit dem Berg aufgenommen hat, ist der Abstieg hinunter zum Zizkov Tunnel eine echte Erholung – besonders im Sommer, wenn man den 300 Meter langen kühlen Tunnel zurück nach Karlín folgt, um sich der nächsten kulinarischen Verführung hinzugeben.
Die wartete nämlich schon im Nejen Bistro auf uns – mit seiner offenen Küche, dem leicht industriellem Stil und der sich ständig ändernden saisonalen Karte eine echte Perle der Prager Gastroszene. Selbst die Biere auf der Karte stammen ausschließlich aus Mikrobrauereien und besonders Steakliebhaber kommen hier auf Ihre Kosten. Aber wer jetzt ein schnödes Steak, Kräuterbutter und Ofenkartoffeln erwartet, liegt weit daneben – das Konzept des Hauses zieht sich auch auf der Karte wie ein roter Faden. Es wird mit allen Aromen gearbeitet, die Mutter Natur so her gibt – Asche, Tannennadeln und essbarer Lehm.
Zum Finale, haben wir uns die wohl am höchsten gelobte Location für den Abreisetag aufgespart, obwohl sie nicht näher hätte liegen können. Denn wie durch Zufall befand sich das beste Café der Stadt direkt hinter unserem Hotel, im Herzen von Florenc. Ein Frühstück dort, durfte also auf keinen Fall fehlen – also ging es zum Abschluss ganz gemütlich in die EMA Espresso Bar. Einheimischen Foodies zufolge, bekommt man hier den mit Abstand besten Kaffee in ganz Prag – der Andrang nur 5 Minuten nach Öffnung in den Morgenstunden, spricht deshalb für sich. Die Bohnen stammen sowohl von lokalen Röstereien, aber auch Entdeckungen aus ganz Europa kommen regelmäßig ins Mahlwerk.
Um auch kulinarisch das ein oder andere Stückchen Prag mit nach Hause zu nehmen, ging es vor Abfahrt noch einmal zum großen Bauernmarkt am Flussufer – hier könnt Ihr jeden Samstag frische Blumen, Backwaren, Wurst, Käse, Geschirr und Flechtwaren direkt vom Erzeuger kaufen. Wenn Ihr auch gekühlte Lebensmittel mit in die Heimat nehmen wollt, fragt einfach vor der Reise im Hotel nach, ob es die Möglichkeit gibt auch Kühlakkus im Gefrierschrank vor Ort zu lagern. Dann braucht Ihr nur noch eine große Kühltasche und könnt nach Herzenslust tolle Spezialitäten kaufen.
Wir können den nächsten Pragbesuch kaum erwarten, besonders nach den Recherchen für den heutigen Post sind mir noch so viele neue Orte und Restaurants ins Auge gefallen, die es noch zu erkunden gilt. Wenn Ihr auch schon eine Reise in die tschechische Metropole plant oder jetzt Lust bekommen habt, kann ich den Foodies unter Euch den Foodguidevon Taste of Prague empfehlen. In gedruckter Version gibt es ihn auch vor Ort in vielen Lokalen. Ich hoffe, ich konnte Euch das schöne Prag ein wenig schmackhaft machen – wenn Ihr noch Empfehlungen zur Ergänzung unserer kleinen Tour habt, immer her damit! Ich freue mich auf Eure Kommentare.