Die ist Zeit reif Euch einen neuen Liebling aus meinem Kochbuchregal vorzustellen. Zugegeben nicht jeder hat einen schönen bunt blühenden Garten, aber auch beim Spaziergang durch Wiesen und Wälder kann man die ein oder andere Leckerei fürs nächste Gericht entdecken. Wenn Ihr mit den heimischen Kräutern und Blüten allerdings noch nicht so gut vertraut seid, hilft Euch das Buch für den Anfang dabei Eure ersten Versuche auf dem Balkon, im Garten oder auf der Fensterbank zu starten. Gleich zu Beginn findet sich darum auch eine kleine Übersicht verschiedener Blumen und Kräuter – darin findet Ihr alles über den Anbau, die idealen Bodenverhältnisse und natürlich den Geschmack. Denn heute genießen wir mit allen Sinnen!
Und das im wahrsten Sinne – auch wenn alle Rezepte im Buch wirklich verlockend daher kommen, mit ihrer Farbenpracht und der ansprechenden Anrichte, so hat mich ein Gericht besonders gereizt. Ein goldgelb und knusprig frittiertes Ei, am liebsten noch Flüssig im Kern, gebettet auf zarten Brennnesselblättern und cremigen Kartoffelpüree. Erwischt – mit Eierspeisen kriegt man mich eigentlich immer! Ganz besonders, wenn sie zusammen mit seidigem Kartoffelbrei daher kommen. Die Herausforderung war in diesem Fall aber der Hauptdarsteller – Brennnesseln wachsen zum Glück wie Unkraut, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Gartens. Dabei gehören sie völlig zurecht zu den Heilpflanzen. Von dem stacheligen Kribbeln beim Pflücken, solltet Ihr Euch jedoch nicht abschrecken lassen. Das Nesselgift lässt sich schon mit kurzem Blanchieren neutralisieren und ist nach dem Kochen oder Braten nicht mehr zu spüren.
Frittiertes Ei mit Brennnesseln
Rezept für 4 Portionen
750g mehlig kochende Kartoffeln300ml Milch60g Butterfrisch geriebene Muskatnuss–7 Eier1 EL Mehl100g Semmelbrösel1 Liter Pflanzenölfrisch gemahlener PfefferSteinsalz–400g junge Brennnesselblätter2 Schalotten1 Knoblauchzehe70g Butter
1)Schält die Kartoffeln und kocht sie in Salzwasser gar – danach gebt Ihr sie durch eine Kartoffelpresse und erwärmt in der Zwischenzeit die Milch samt Butter.2) Gebt die warme Milchmischung über die heißen Kartoffeln und vermischt alles gründlich.3) Schmeckt den Kartoffelstampf noch mit Muskat und Salz ab, bevor Ihr ihn zum warm halten bei Seite stellt.4) Jetzt sind die Eier dran – kocht 4 Stück für insgesamt 5 Minuten und schreckt sie sofort mit Eiswasser ab [ich habe sie anschließend zusätzlich im Kühlschrank für einige Minuten auskühlen lassen] – danach könnt Ihr sie behutsam pellen.5) Die übrigen Eier trennt Ihr und verquirlt die Eigelbe miteinander – vergesst nicht die Masse großzügig zu salzen.6) Nun müsst Ihr nur noch die gekochten abgekühlten Eier abwechselnd in Mehl, Eimasse und Semmelbröseln wenden – wiederholt alles mit den übrigen Eiern und stellt sie dann bei Seite.7) Zupft die einzelnen Brennnesselblätter ab und wascht sie gründlich – blanchiert sie kurz in Salzwasser und gebt sie danach gleich in ein Bad mit Eiswürfeln.8) Dann schält Ihr noch Schalotten und Knoblauch, um alles fein zu hacken – schmelzt die Butter in der Pfanne und schwitzt das Gemüse darin glasig an.9) Jetzt müsst Ihr nur noch die Brennnesseln und ein paar Esslöffel des Wassers dazu geben und alles kurz dünsten – schmeckt das Gemüse mit Salz und Pfeffer ab.10) In der Zwischenzeit könnt Ihr das Pflanzenöl in einem Topf erhitzen und die Eier darin goldbraun frittieren – Vorsicht, es geht irre schnell.
Ein perfektes Gericht für alle Einsteiger in Sachen Wildkräuter und essbare Blüten – mit Brennnesseln hat schließlich garantiert schon jeder einmal Bekanntschaft gemacht. Wenn Ihr aufbrecht, um sie aus dem heimischen Garten oder einer benachbarten Wiese zu pflücken, beachtet bitte, dass sie sehr schnell schlaff und welk werden. Sammelt die Blätter also am besten erst kurz vor der Zubereitung, oder legt sie bis es ans Kochen geht, in kaltes Wasser ein – das wirkt auch schon im Vorfeld dem unangenehmen Brennen bei der Zubereitung entgegen. Geschmacklich erinnern sie nach dem erhitzen fast schon an Spinat – nur viel aromatischer und leicht herb im Nachgeschmack. Wer dem entgegenwirken will, kann noch einen Tropfen Honig beim Braten hinzugeben.
Die Rezepte im Buch reichen Querbeet durch alle Jahreszeiten von Suppen, Dressings, über Vorspeisen, Hauptgerichte und selbstverständlich auch bis hin zu den Desserts. Ein kunterbunter Faden voller Kräuterwissen zieht sich durch jedes einzelne Kapitel. Von der Planung, bis hin zur erste Ernte wird jeder Schritt bis zum fertigen Gericht auf dem Teller wunderschön beschrieben. Also nichts wie raus mit Euch in die Natur und auf zum Kräuter- und Blütensammeln!
Vielen Dank an den Hölker Verlag Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars.